top of page

Über mich

294 - Cindy-294.jpg

Mit drei Jahren wurde bei mir eine Schwerhörigkeit diagnostiziert. Während meine Großmutter darüber weinte, freuten sich meine Eltern. Die einen sahen darin einen Verlust, die anderen ein Geschenk.

Und so ist es auch im Leben – alles eine Frage der Perspektive.

Da meine Eltern beide taub sind, war meine Schwerhörigkeit für mich kaum von Bedeutung. Ich trug meine Hörgeräte gerne und fühlte mich damit wohl. Doch mit der Zeit wurde mein Gehör immer schlechter, bis ich schließlich komplett gehörlos war. Eine Zeit lang habe ich mich dafür geschämt, habe versucht, meine Gehörlosigkeit und die Gebärdensprache zu leugnen. Ich wollte so sein wie alle anderen. Ich wollte hören und sprechen.

129 - Cindy-129.jpg

Bis ich irgendwann begriff, dass es kein entweder oder gibt. Beides gehört zu mir. Ich höre – mit Cochlea-Implantaten. Ich spreche – weil meine Großmutter früher jeden Abend mit mir am Küchentisch geübt hat. Und ich gebärde – weil es meine Muttersprache ist. Warum sollte ich etwas verleugnen, das mich bereichert? Ich bewege mich zwischen zwei Kulturen, spreche zwei Sprachen, baue Brücken zwischen beiden Welten.

Irgendwann war es eine Frage der Selbstakzeptanz. Ich kann mich nicht an die Mehrheitsgesellschaft anpassen – und wieso sollte ich auch? Ich kann nicht um etwas trauern, das ich nie wirklich hatte. Mein Gehör war immer schlecht. Ich habe keine Erinnerung an dieses „normale“ Hören, von dem so viele sprechen. Aber was heißt schon normal? Für dich ist es normal zu hören. Für mich ist es normal, nicht gut zu hören. :)

​​

Aufgrund meiner Taubheit habe ich im Alltag immer wieder Diskriminierung erfahren – und oft wurde mir jegliche Kompetenz abgesprochen. Besonders stark habe ich das gespürt, als ich ins Berufsleben einstieg. Man hat mir nichts zugetraut. Ich war „die Taube“, die lieber Akten abheften sollte, anstatt Verantwortung zu übernehmen. Mein Wunsch, Musikerin und Schauspielerin zu werden? Wurde von vielen belächelt.

Zum Glück hat mich das nie davon abgehalten, meinen eigenen Weg zu gehen. Ich habe nicht darauf gewartet, dass mir jemand die Tür öffnet – ich habe sie selbst aufgestoßen.

Heute stehe ich mit internationalen Künstlern auf der Bühne, darunter Coldplay, Sting, Sam Smith, Lenny Kravitz, aber auch mit deutschsprachigen Künstlern wie Wincent Weiss, Eko Fresh oder Levent Geiger. Seit 2023 performe ich jährlich für den Junior Eurovision Song Contest (JESC) auf KiKA in Gebärdensprache.

 

Neben meiner Arbeit als Deaf Performer bin ich Schauspielerin. Meine erste Rolle bekam ich 2022 im Masurenkrimi. Die Erstausstrahlung folgte 2024, und nur einen Monat später wurde ich für den New Faces Award in der Kategorie Disruptive Mind nominiert – und habe ihn gewonnen. Weitere Filmrollen folgten, und wenn du wissen willst, welche, schau gerne unter dem Reiter „Schauspiel“ nach.

Mein Weg war nicht geradlinig, sondern voller Umwege, Zweifel und Hindernisse. Aber genau das hat mich geprägt. Ich musste lernen, mir selbst zu vertrauen, unabhängig davon, was andere denken oder für möglich halten.

Denn das ist es, was zählt: sich nicht von Erwartungen anderer einschränken zu lassen. Ich bin nicht nur die Taube, nicht nur die Künstlerin, nicht nur die Schauspielerin – ich bin all das und noch viel mehr. Und genau das möchte ich weitergeben: dass man sich nicht für eine Schublade entscheiden muss, wenn man in keine passt.

bottom of page